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„Gehörlosigkeit ist keine sichtbare Behinderung.“ 1)
Im Rahmen des interdisziplinären Projektes des Masterstudiengangs Barrierefreie Systeme beschäftigt sich die Gruppe 4 mit der Entwicklung eines Assistenzsystems für gehörlose Menschen. Der Fokus liegt hierbei auf der Problemstellung, dass gehörlose Menschen akustische Signale von elektronischen Geräten im Haushalt nicht wahrnehmen können.
Die Zielsetzung ist, diese Einschränkung anhand eines technischen Hilfsmittels zu verringern und bestenfalls zu beseitigen. Somit sollen akustische Signale für Menschen mit Gehörlosigkeit wahrnehmbar gemacht werden.
Unsere Projektidee umfasst ein System, welches den Benutzer nach Beendigung des Gerätevorgangs sowohl mit Licht- und Vibrationssignalen als auch mittels Text und Piktogramm benachrichtigt. Geplant ist hierfür das Smartphone als Medium zu nutzen. Zudem sollen alle elektronischen Geräte von einem einzigen System erfasst werden.
Im Folgenden wird einführend ein Überblick zur Zielgruppe gegeben. Weiterhin wird auf die Datenerhebung bezüglich der Einschränkungen im häuslichen Bereich sowie auf die gewonnenen Erkenntnisse eingegangen. Basierend darauf folgt eine Einordnung der Problemstellung in den häuslichen Kontext. Im Rahmen von zeichnerischen Darstellungen werden dessen Merkmale veranschaulicht.
Des Weiteren wird ein Überblick über die Entwicklung des Assistenzsystems dargestellt, welches den definierten Anforderungen entspricht.
Abschließend geben wir einen Ausblick auf die weitere Projektarbeit im dritten Semester.
In Deutschland leben etwa 80 000 Menschen mit Gehörlosigkeit. 2) Aber was genau verbirgt sich hinter Gehörlosigkeit?
Menschen mit Gehörlosigkeit können trotz Einsatz technischer Hilfesysteme Alltagsgeräusche und Lautsprachen nicht auditiv wahrnehmen. Zudem wird Gehörlosigkeit nach dem Zeitpunkt des Auftretens unterteilt, in:
Die Ursachen von Gehörlosigkeit sind vielfältig. Hirnhautentzündungen, Schädelverletzungen, Virusinfektion, wie z.B. Mumps und chronische Mittelohrentzündungen sind mögliche auslösende Faktoren. Zudem kann eine Gehörlosigkeit auch erblich bedingt sein. 5) 6)
Folgende Abbildung veranschaulicht die Benutzergruppe:
Da gehörlose Menschen Geräusche nicht über das Gehör wahrnehmen können, lässt sich daraus auch schließen, dass akustische Signale elektronischer Geräte für unsere Zielgruppe eine Barriere darstellen können.
Um zu überprüfen, ob dadurch Einschränkungen im Haushalt bestehen, wurde eine Befragung mit gehörlosen Menschen im Gehörlosenverein Darmstadt und Umgebung e.V. durchgeführt. Dabei wurde vorausgesetzt, dass die Befragten im häuslichen Umfeld leben und kognitiv nicht eingeschränkt sind.
Die Befragung umfasste folgende Themenkategorien |
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Informationen zur Hörschädigung im Haushalt |
Hindernisse durch Nicht-Hören akustischer Signale |
Nutzung / Gebrauch elektronischer Geräte |
Bestehende Hilfssysteme |
Handy / Smartphone |
Unsere Projektidee |
Sonstiges / Anregungen |
Es wurden 16 gehörlose Menschen in einer Gruppe befragt. Unterstützend wurden die Leitfragen ausgedruckt an die Teilnehmer verteilt. Eine entscheidende Rolle spielte hierbei ein Gebärdensprachdolmetscher, der den Teilnehmern die Fragen mittels Gebärden stellte. Die Aussagen der Teilnehmer übersetzte er wiederum in Lautsprache, welche protokolliert wurden.
Durch diese Befragung konnten Erkenntnisse gewonnen werden. Die Wesentlichen werden nachfolgend kurz dargestellt:
Um wissenschaftlich fundiertere Ergebnisse zu erhalten, sind für das nächste Semester noch weitere Befragungen mit gehörlosen Menschen notwendig.
Für die Entwicklung eines Assistenzsystems steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Dabei darf allerdings der räumliche Kontext, in dem sich der Mensch befindet nicht außer Acht gelassen werden.
Dieses Projekt beschränkt sich auf das häusliche Umfeld, in dem sich der gehörlose Mensch bewegt. In einem Wohnhaus oder einer Wohnung befinden sich unterschiedlichste elektronische Gegenstände. Deren akustische Signale sind innerhalb des häuslichen Umfelds oft nicht wahrnehmbar. Die räumliche Distanz der verschiedenen Geräte und bauliche Trennungen sind deshalb grundlegend für die Auslegung des Assistenzsystems.
Um die Dimensionen des häuslichen Kontexts zu erfassen, wurde eine Beispielwohnung entwickelt, die stellvertretend für viele Wohnsituationen steht. In dieser standardisierten Wohnung sind die wichtigsten elektronischen Geräte, die man im Haushalt benutzt, in den Wohnräumen dargestellt. Je nach Art des Gebäudes und der Aufteilung der Wohnräume bestehen teilweise große Distanzen über mehrere Geschosse zwischen den einzelnen elektronischen Geräten. Resultierend aus der Entwicklung dieser Musterwohneinheit, wurde festgestellt, dass das Assistenzsystem flexibel auf die verschiedenen Gegebenheiten individueller Wohnsituationen anpassbar sein muss.
Betrachtet man die Schnittstelle zwischen Gebäude und System, so ergeben sich bauphysikalische Barrieren, die zu überwinden sind. Dafür müssen Messungen am jeweiligen Objekt durchgeführt werden, um z.B. Metallbauteile, die einen Funkkontakt stören können, zu lokalisieren. Insbesondere bei Altbauten muss die optimale Installation des Systems getestet und auf das Gebäude abgestimmt werden. Im Neubau sollten die notwendigen Installationen frühzeitig bei der Planung berücksichtigt werden. Ergebnis dieser Betrachtung ist, dass für einen erfolgreichen Einsatz des Assistenzsystems alle o.g. Bedingungen berücksichtigt werden sollten.
In der folgenden Abbildung sind die haushaltsüblichen elektronischen Geräte innerhalb der Beispielwohnung in rot kenntlich gemacht.
download PDF Wohnungsgrundriss
download PDF Kellergrundriss
Im Schnitt durch das Gebäude wird der Weg dargestellt, den das Funksignal vom jeweiligen Gerät bis zum Empfänger nimmt.
download PDF Schnitt der Wohnung
Ziel der Projektarbeit ist es, ein System zu entwickeln mit dessen Hilfe eine Verbesserung des Lebensstandards der Benutzergruppe erzielt wird. Ein weiterer Aspekt besteht darin, eine kostengünstigere Alternative zu den bereits vorhandenen Systemen zu schaffen. Dazu ist es nötig, die vorhandenen Systeme auf ihre Stärken und Schwächen hin zu untersuchen.
Der größte Nachteil aller gesichteten Systeme ist, dass es sich um jeweils geschlossene Systeme handelt. Dies bedeutet, dass Komponenten eines Herstellers nicht mit einem anderen Hersteller kombiniert werden können. Dadurch sind die Kunden an den jeweiligen Hersteller gebunden und können ihre Systeme nur mit Komponenten dieses Herstellers erweitern. Des Weiteren konnten folgende Defizite identifiziert werden.
Ausgehend von der Analyse vorhandener Lösungen und den durch die Zielgruppen-Analyse definierten System-Anforderungen, wurde nach technischen Ansätzen gesucht, mit denen die oben genannten Defizite vermieden werden können. Der Ansatz eines Funknetzes, welches über Module verfügt, die verschiedene Funktionalitäten besitzen (z.B. Feuermelder oder Strommess-Adapter), erschien als der vielversprechendste. Das System besitzt ein Schnittstellen-Modul, über welches Informationen aus dem Netzwerk an das Mobiltelefon (Smartphone) des Nutzers übermittelt werden. Dieses Schnittstellen-Modul empfängt Nachrichten von ihm untergeordneten Funkmodulen. Diese untergeordneten Module registrieren ihrer Funktion entsprechend Ereignisse und melden diese an das Schnittstellen-Modul. Die Besonderheit dieses Ansatzes liegt darin begründet, dass die einzelnen Module, sofern sie keine direkte Verbindung zum Schnittstellen-Modul haben, ihre Nachrichten über die anderen Module übermitteln. Die Reichweite des Funknetzes wächst somit mit jedem zusätzlichen Modul. Es ist angedacht das System offen zu gestalten, wodurch auch Geräte von Fremdherstellern und vor allem Produkte aus dem Massenmarkt eingebunden werden könnten. Für die Realisierung eines solchen Netzes wurde für das Projekt der „ZigBee-Standard“ ausgewählt.
Das folgende Schaubild soll den angedachten Funktionsaufbau der technischen Lösung darstellen. Für den ersten Entwicklungszyklus ist ein Smartphone als Schnittstelle zum Menschen vorgesehen. Die einzelnen Symbole zeigen Haushaltsgeräte und einen Feuermelder, welche über das Sensor-Netzwerk eingebunden werden (beginnend von der linken Seite: Waschmaschine, Eierkocher, Mikrowelle, Feuermelder, Toaster, Kaffeemaschine):
Basierend auf den bisher gewonnen Erkenntnissen kann der Projektstatus weiter vorangetrieben werden. Für das kommende Semester sind folgende Punkte geplant:
Clarke, V. (2006): Unerhört. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Gehörlosigkeit und Gebärdensprache. Augsburg: ZIEL
Diller, G. (1994): Gehörlosigkeit. Zeitschrift für Heilpädagogik, 45 (10), 663-668
Ruoß, M. (1994): Kommunikation Gehörloser. Bern u.a.: Verlag Hans Huber
Deutscher Gehörlosen-Bund e.V; Abgerufen am: 05.07.13
Schwerhoerigen-Netz.de; Abgerufen am: 05.06.13
Deutsche-Gesellschaft.de; Abgerufen am 29.04.13
Mobilypro; Abgerufen am: 01.07.13
ZigBee Alliance ©; Abgerufen am: 02.05.13
Android; Abgerufen am: 10.05.13
Android Developers; Abgerufen am: 09.05.13
Google-Energysense; Abgerufen am: 10.01.14
Offener Standard für Heimvernetzung; Abgerufen am: 10.01.14