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Bad+-Komfort für Alle - Broschüre: badplus-broschuere.pdf
Das Projekt entstand im Modul 1220: „Barrierefrei: Wohnnutzung (Ausbau)“ innerhalb des Fachprofils „Planen und Bauen“ des interdisziplinären Masterstudiengangs „Barrierefreie Systeme M.Sc.“ (BaSys).
Interdisziplinarität als Profilmerkmal der FH FFM ist im Konzept von BaSys auf verschiedenen Ebenen verankert. BaSys bildete in dieser Hinsicht den Pionierstudiengang der FH FFM. BaSys begann im Sommersemester 2005 und setzt sich zusammen aus den drei fachspezifischen Profilen: BaSys Planen und Bauen (mit Schwerpunkt in der Architektur), BaSys Intelligente Systeme (mit Schwerpunkt in der Informatik und Ingenieurwissenschaften) und BaSys Case Management (mit Schwerpunkt in Sozialer Arbeit und Pflege). Zusätzlich gibt es einen interdisziplinären Anteil des Studiums, der mehr als ein Drittel der Studienzeit einnimmt. Der abschließende Master M.Sc. weist für die Studierenden jeweils ein fachbezogenes Profil aus. Im Rahmen ihres Studiums entwickeln die Studierenden zukunftsfähige Lösungsmodelle, um auf den vielfältigen gesellschaftlichen – z.B. auch demographische Veränderungen – besser reagieren zu können. Es entstehen konsequent anwendungsorientierte, auf den Menschen bezogene Lösungen die von Anfang an ganzheitlich gedacht sind.
In diesem Kontext hat Frau Dipl.-Ing. Angelika Plümmer seit dem SS12 damit begonnen, das ursprünglich rein fachpezifische Modul 1220 mit dem hier vorgeschlagenen Projekt durch Einbeziehung von Modulen auch über die Studiengangs- und Fachbereichsgrenzen hinaus innovativ weiter zu entwickeln. Ausgangspunkt war eine repräsentative Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2012. Danach ist das Bad / WC im Kontext von demographischen Entwicklungen und gesellschaftlichem Wandel einer der Wohnbereiche, dessen Anpassung in nächster Zukunft am stärksten gefordert wird. Die Funktionalität eines Bades entscheidet in hohem Masse mit, ob ein Leben bis ins hohe Alter selbstbestimmt geführt werden kann oder nicht. Daher orientiert sich das Projekt 'Bad+-Komfort für Alle' am realen Gebäudebestand der 50-80iger Jahre. Ein Tätigkeitsfeld, das in nächster Zukunft auf einen Großteil der angehenden Studienabgänger/-innen in verschiedenen Disziplinen zukommen dürfte. Ca. 80% des Gebäudebestands in Deutschland ist älter als 25 Jahre. Der bauliche Zustand und der technische Ausbau sind verbesserungswürdig. Dies setzt auch die Wohnungsbaugesellschaften in Frankfurt am Main real unter Druck. Gesucht werden umfassende zukunftsweisende innovative Lösungsansätze. Im durchgeführten Projekt werden die beiden Aspekte „Barrierefreiheit“ und „altersgerecht“ in diesem Sinne dahingehend erweitert, dass die Umbaumaßnahme in einem hohen Maße diversitätskompatibel (inklusiv) sein müssen, d.h. unterschiedliche Lebenslagen, Lebensumstände und Ausbaustandards müssen ohne größeren Aufwand anpassbar sein. Damit würden sie einer zukünftigen sich schnell verändernden Gesellschaft gerecht. Entsprechend den vielfältigen Anforderungen an Raum, Proportion, Materialität, Struktur, Ästhetik, Hygiene, neue Technologien für das Ambient Assisted Living, Pflege und Sinnes-Orientierung bestand die Aufgabe darin, geeignete Mitwirkende zu finden, auch über BaSys hinaus. Um eine realistische Planungsgrundlage zu schaffen, suchte Frau Plümmer zum einen den Kontakt zur Nassauischen Heimstätte in Frankfurt am Main. Ein typischer Wohnungsgrundriss mit einem ca.6 qm kleinem WC/Bad wurde aus einem der zahlreichen stereotypen Wohnblocks der 80er Jahre der Nassauischen Heimstätte ausgewählt. Für die Erweiterung der Kompetenzen nahm sie zum anderen Kontakt auf mit Lehrenden und freiwillig teilnehmenden Studierenden der Disziplinen Elektrotechnik und Produktdesign der FH FFM sowie mit Experten und Firmen aus der Wirtschaft. Daraus entstand ein attraktives Projektteam.
Das Projekt gliederte sich in 2 Phasen:
Neben einer theoretischen Auseinandersetzung, wurde in dieser Phase die Problemanalyse anwendungsorientiert und praktische durchgeführt. Die Studierenden und Lehrenden versetzten sich unter anderem in die Situation von körperlichem Eingeschränktsein. Ausgestattet mit Handicap-Simulationsanzügen, die die Bewegungsfreiheit von Armen und Beinen einschränkten, unterschiedlich getrübten Brillen zur Simulation verschiedener Seheinschränkungsstufen und schalldämpfenden Kopfhörern wurden in einer Sonderausstellung der Firma Hewi an verschiedene Sanitärobjekten auf Nutzbarkeit getestet. Eine besondere Hürde war das Umschwenken vom Rollstuhl von rechts oder links auf ein WC. Die Auswertung der Sinneserfahrung, der Ergebnisse der Bestandsaufnahme des Planungsortes der Recherchen wurde in Form von Referaten und Diskussionen von den Studierenden aufbereitet. Die fachspezifisch unterschiedlichen Blickwinkel der Teilnehmer auf die Dinge wurden eingearbeitet.
Es folgte ein viertägiger Workshop. In diesem hatten die Studierenden die Gelegenheit, ganzheitliche, realisierungsfähige Konzepte zu entwickeln, die sich zukunftsweisend mit der Planung und Gestaltung von Bad und WC beschäftigten. Gesucht werden sollten anwendungsorientierte Lösungen für typische, zu Tausenden in Frankfurt (und Deutschland) zu findende Wohnungsbad -Typen. Diese sollten den Anforderungen der DIN 18040-2 (Barrierefreies Bauen, Planungsgrundlagen Teil 2, Wohnungen) entsprechen und darüber hinaus auch die Kriterien des Universal Designs nach R. L.Mace, Architekt 1997 berücksichtigen:
Den Auftakt zum Workshop bildeten diverse Expertenvorträge wie z.B. durch den Fachverband Sanitär Heizung Klima, durch Professoren aus den Bereichen Produktdesign und Architektur, durch die Fachstelle Barierefreiheit des VdK Hessen, sowie auch durch die Studierenden selbst. Es gab genügend Zeit zur Einarbeitung der fachlichen Anregungen und Korrekturen. Während die eine Gruppe über Nachrüstbarkeit, modulare Systeme und den Einbau intelligenter Technologien im Bad nachdachte, bezog eine andere Gruppe den gesamten Wohnungsgrundriss in Ihre Überlegungen mit ein und stellt durch verschiedene kleinere Umbaumaßnahmen ein hohes Maß an Wohnungsqualität sicher. So stimulierten z.B. die beteiligten Elektroingenieure die Einbeziehung intelligenter Technik; die beteiligten Produktdesigner und Fachfirmen entwickelten innovative Sanitärobjekten; die beteiligten Casemanager achteten auf die Berücksichtigung der vielfältigen Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzer mit ihren Alltagssituationen; die beteiligten Architekten kümmerten sich um die Qualität des Gesamtraumes.
Während die interdisziplinäre Projektarbeit als solche innerhalb von BaSys fest verankert ist, stellt das Projekt Bad+ insoweit eine Innovation dar, als hier auch ein Fachmodul das Format einer interdisziplinären Arbeit mit anderen Modulen und sogar externen Partner gewählt hat. Dazu gehörte der kooperierende Lehr- /Lernstil eingebettet in eine realitätsnahe Projektentwicklung, der sich sowohl didaktisch als auch fachlich als erfolgreich erwiesen hat. Zu beobachten war die Übernahme ganzheitlicher Verantwortung aller für das Projekt, der Grad an Identifizierung mit der gestellten Aufgabe und das enorme Motivationspotential, die bestmögliche Lösung zu finden. Dies spiegelte sich in einer durchgehend intensiven Gruppenarbeit und in dem hohen Engagement der Studierenden wieder. Die Einbindung professionellen Inputs in Form von Beratung, Korrekturen, Diskussionen oder Fachvorträgen wurde entsprechend dem Projektfortgang nach Bedarf eingebunden und war in dieser Form sehr willkommen. Die Betreuung und der Arbeitsstil waren ergebnisorientiert ausgerichtet. Eigenarbeit, Teamarbeit wechselten je nach Bedarf genauso wie Einzel- und Gruppenkorrekturen. Begleitet wurde die Arbeit von Bewertungen und intensiven Diskussionen mit den jeweils fachlich relevanten Experten. Somit entstand eine wirklichkeits- und praxisnahe Lernatmosphäre, die für das spätere Berufsleben qualifiziert.
Aufgrund der Semesterbeschränkung kann die im Normalfall folgende Ausführungs-/ Umsetzungsphase nicht mehr Teil des Projektes sein. Dennoch sei vermerkt, dass die Begeisterung der Beteiligten in der abschließenden Feedback-Runde so groß war, dass von Allen beschlossen wurde, das Projekt im WS 12/13 weiter zu führen, um verschiedene Produkte einer Realisierung näher zu bringen. Eine am Projekt beteiligte renommierte Metall verarbeitende Firma hat dazu Ihre Unterstützung zugesagt.