BEREICHE
- BASYS VERANSTALTUNGEN
- FÖRDERPROJEKTE
- Frühere Projekte
- Aktuelle Projekte
- Frühere Projekte
1. Einleitung
1.1 Autismus
1.2 ICF
1.3 Idee
2. Anforderungsanalyse
2.1 Application
2.2 Bildkarten
2.3 Ampel
2.4 Zeicheneditor
2.5 Sprachcomputer
2.6 Stoppuhr
2.7 Tagesablauf
2.8 Benutzerprofile verwalten
2.9 Bilder/Buttons/Sounds verwalten
3. Diagramme
3.1 Aufbau der Applikation
3.2 Zustandsdiagramm komplette Applikation
3.3 Use-Case Diagramm ohne und mit Applikation
3.4 Sequenzdiagramm Spülen - ohne und mit App
4. Funktionen
4.1 Benutzerprofile
4.2 Buttons/Bilder/sounds verwalten
4.3 Ampel
4.4 Bildkarten
4.5 Sprachcomputer
4.6 Stoppuhr
4.7 Zeichenbrett
4.8 Tagesablauf Kartensets
Fachsemester 2
5. Einleitung
5.1 Gruppe
5.2 Idee
6. Autismus bei jungen Eltern
7. Anforderungsanalyse
8. Funktion Gesichtserkennung
9. LiveTicker
9.1 Gruppentreffen 20.05.2014
9.2 Gruppentreffen 04.06.2014
9.3 Gruppentreffen 11.06.2014
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Im ersten Fachsemester des Masterstudiengangs Barrierefreie Systeme, an der Fachhochschule Frankfurt,
hatten wir die Aufgabe, in einem interdisziplinären Projekt, mit Hilfe aller vorhandenen
Möglichkeiten und Fähigkeiten aus den jeweiligen Fachgebieten, etwas zu entwickeln, was einer
bestimmten Gruppe von Menschen zu Gute kommen soll.
Unsere Gruppe bestand im ersten Semester aus:
Name | Profession |
---|---|
Abdesslam Elkaddouri | Electrical Engineering |
Benjamin Göddel | Computer Science |
Tomislav Klaric | Computer Engineering |
Luigi La Blunda | Computer Engineering |
Amine Bouhli | Computer Engineering |
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Sie ist angeboren und nicht heilbar.
Autisten haben vor allem Probleme mit sozialer Interaktion, Kommunikation, Verhalten, Motorik
und Wahrnehmung. Man sagt, sie leben in ihrer eigenen Welt, mit eigenen Prioritäten und
eigenem Fokus. Dennoch ist jeder Autist natürlich ein absolutes Individuum. Es sind jegliche
Verhaltensformen und Muster vertreten.
Oft haben Autisten Probleme mit bestimmten Sachen. Sie stört etwas. Es kann ein Ton, eine Farbe, ein Duft, oder eine Stimme sein.
Bis 1980 war der Autismus offiziel die 'kindliche Form der Schizophrenie'.
Medizinisch gesehen haben die 'Krankheiten' die gleiche Wurzel.
Heute weiss man zumindest, dass bei Autisten die Spiegelneuronen nicht aktiv sind.
Spiegelneuronen sind verantwortlich für unsere Empathie. Zu verstehen und interpretieren zu
können, welche Emotion unser Gegenüber momentan empfindet.
Dabei muss zwischen den verschiedenen Arten der Störung unterschieden werden. Nicht alle Arten
bringen die gleichen Defizite mit sich. Die 2 wichtigsten Arten sind der Kanner und Asperger
Autismus.
Auch frühkindlicher Autismus genannt. Die ausgeprägteste und häufigste Form des Autismus.
Auffällig werden die Symptome meistens bereits vor dem dritten Lebensjahr.
75% der Betroffenen haben eine Intelligenzminderung. Die auffälligsten Anzeichen sind unter
anderem die repetitiven Verhaltensmuster, beispielsweise regelmäßiges Erzählen der gleichen
Geschichte, die gleiche Geste/Bewegung mehrmals wiederholen. Öfters verletzen sie sich
selbst, besitzen aber nicht zwingendermaßen motorische Einschränkungen. Sie sind oft schnell
aggressiv und verhalten sich auch sehr auffällig.
Die 'leichte' Form des Autismus. Statistisch gesehen ist es seltener als das Kanner-Syndrom.
Das wiederum könnte daran liegen, dass das Syndrom in einigen Fällen gar nicht aufgeklärt bzw.
entdeckt wird. Wenn, dann wird es aber meist erst in späteren Lebensjahren wahrgenommen.
Asperger Autisten leiden desöfteren an motorischen Einschränkungen oder Auffälligkeiten, die sich
beispielsweise an ihrer Haltung oder Gangart bemerkbar machen.
Meistens besitzen Menschen mit Asperger Syndrom einen hohen Intelligenzquotienten.
In
Einzelfällen gibt es auch die sogenannten Inselbegabten (Savant-Syndrom). Diese Menschen
besitzen meist eine sehr ausgeprägte Fähigkeit, wie z.B. ein fotografisches Gedächtnis,
oder die Fähigkeit Rechenaufgaben im Kopf zu lösen, welche sonst nur mit Taschenrechner zu bewältigen sind.
Ihr größtes Defizit ist die soziale Interaktion. Asperger Autisten besitzen in der Regel wenig Interesse an anderen Menschen und ihrer Umwelt.
Sie besitzen zudem nicht die Fähigkeit zu erkennen, was ihr Gegenüber denkt oder empfindet. Sie besitzen keinerlei Fähigkeit zur Empathie.
Sie reden nicht gerne, zeigen Desinteresse an Mitmenschen, können keine Mimiken lesen, was sie oft zusätzlich verunsichert,
da sie nicht wissen was ihr Gegenüber über sie denkt.
Außerdem sind Dinge wie etwa Smalltalk für sie nicht nachvollziehbar. Durch diese Defizite können sie natürlich auch nicht
einschätzen wann sie lachen oder wann sie Redepausen einlegen sollten und werden somit auch
oft nicht als sympathischer Gesprächspartner wahrgenommen.
Dennoch ist ihnen nicht gleich
anzusehen, dass sie unter einer Behinderung leiden.
Die International Classification of Foundation, Disability and Health
ist eine Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die ICF wird zur Vereinhaltlichung und Standardisierung der Sprache zwischen verschiedenen
Disziplinen und Ländern verwendet, um den funktionalen Gesundheitszustand, die Behinderung,
die sozialen Beeinträchtigungen und die relevanten Umgebungsfaktoren eines Menschen zu
beschreiben.
Damit können die bio-psycho-sozialen Aspekte von Krankheitsfolgen unter
Berücksichtigung der Kontextfaktoren systematisch erfasst werden.
Die Klassifikation wurde 2001 als Nachfolgerin der ICIDH von der WHO herausgegeben und
ehrenamtlich durch Fachleute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz übersetzt.
Die ICF ist eine mehrachsige monohierarchiesche Klassifikation mit alphanummerischen Codes.
Sie setzt sich zusammen aus:
A. Einführung
B. Klassifikation der ersten Ebene (nur Kaiptelüberschriften)
C. Klassifikation der zweiten Ebene (Kapitel- und ggf. Gruppenüberschriften und Viersteller)
D. Detaillierte Klassifikation mit Definitionen (vollständige Systematik)
E. Anhänge (z.B. Anhang 2: Kodierungsleitlinien)
Die ICF ist in zwei Teile gegliedert, von denen jeder wiederum zwei Komponenten hat.
Beschrieben wird die Funktionsfähigkeit oder Behinderung in folgenden Bereichen:
Körper
Dieser Bereich bezieht sich auf den menschlichen Organismus als Ganzes, also auch auf das Gehirn und seine (geistigen und seelischen) Funktionen. Es wird unterschieden zwischen
Aktivitäten und Partizipation (Teilhabe)
Hier geht es um Aspekte der Funktionsfähigkeit (Leistungsfähigkeit) aus individueller und
gesellschaftlicher Perspektive. Beschrieben wird das Vorhandensein oder die Abwesenheit von
Beeinträchtigungen, die bei der Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktivität) oder dem
Eingebundensein in eine Lebenssituation (Partizipation bzw. Teilhabe) erlebt werden.
In der ICF werden folgende Bereiche beschrieben:
· Lernen und Wissensanwendung
· Allgemeine Aufgaben und Anforderungen
· Kommunikation
· Mobilität
· Selbstversorgung
· Häusliches Leben
· Interpersonelle Interaktion und Beziehungen
· Bedeutende Lebensbereiche (Erziehung, Arbeit und Beschäftigung, Wirtschaftliches Leben)
· Gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben
Umweltfaktoren
Beschrieben werden hier äußere Einflüsse auf Funktionsfähigkeit und Behinderung.
Das ICF liefert eine umfassende Liste von Umweltfaktoren, die nach Bereichen gegliedert und
jeweils nach der Nähe zum Individuum (unmittelbare Umwelt bis entferntere Umwelt) geordnet
sind.
Die in der ICF klassifizierten Bereiche sind:
· Produkte und Technologien
· Natürliche und vom Menschen veränderte Umwelt
· Unterstützung und Beziehungen
· Einstellungen
· Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze
Für jeden Umweltfaktor soll (auf einer fünfstufigen Skala von „nicht vorhanden“ bis „voll
ausgeprägt“) angegeben werden, inwieweit er eine Barriere oder ein Förderfaktor aus Sicht des
Individuums ist.
Personbezogene Faktoren
Hier sollen „innere“ Einflüsse auf Funktionsfähigkeit und Behinderung beschrieben werden, d.h.
Einflüsse von Merkmalen der Person, die selbst nicht Teil des Gesundheitsproblems oder -zustands
sind (z.B. Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, andere Gesundheitsprobleme, Fitness,
Lebensstil, Gewohnheiten, Erziehung, Bewältigungsstile, sozialer Hintergrund, Bildung und
Ausbildung, Beruf sowie vergangene oder gegenwärtige Erfahrungen/Ereignisse, allgemeine
Verhaltensmuster und Charakter, individuelles psychisches Leistungsvermögen).
In Zusammenarbeit mit der Tagesstätte für Autisten in Oberfranken (TAO), entwickelten wir eine Idee, welche
sowohl die Zusammenarbeit der Betreuer mit den Klienten vereinfachen, als auch den
Klienten helfen sollte, selbständiger arbeiten zu können und im besten Falle sogar eigenständig
Sachen zu erlernen.
Aus dieser Grundidee entstanden viele weitere Ideen, welche unser Projekt
immer weiter wachsen ließen. So wurden Lernspiele, Kommunikationsspiele, Hilfe für die
Tagesabläufe und viele weitere Funktionen entworfen.
Bei der Idee handelt es sich um eine Applikation, die man auf Smartphones und Tablets nutzen
kann. Vorerst wurde das Projekt auf Android Systeme beschränkt, was aber im späteren Verlauf
noch ausgebaut wird. Die einzelnen Funktionen der Applikation werden noch erläutert.
Wichtig war zunächst, dass wir Funktionen bereitstellen, welche möglichst viele Bereiche der
Zusammenarbeit zwischen Betreuer und Klient abdecken. Natürlich ist ein weiterer Zweck, dass den
Betreuern Arbeit erspart wird. Tagesstätten sind in der Regel unterbesetzt, weswegen zumindest in unserem Falle,
eine solche Applikation großen Anklang fand.
Den Betreuern stehen einige Hilfsmittel zur Verfügung, welche ihnen helfen und ermöglichen,
sich mit den Klienten zu verständigen und mit ihnen deutlich zu kommunizieren.
Es wurde versucht diese Hilfsmittel so originalgetreu wie möglich umzusetzen.
Neben Vorteilen wie:
• Kombination vieler Hilsmittel in einer Applikation
• Übersichtlichkeit für Klienten und Betreuer
• Funktionen können komplett an die Wünsche des Nutzers angepasst werden
Wir erhoffen uns durch unsere Applikation, dass wir der Tagesstätte, deren Betreuern und Klienten:
• Materialien
• Anschaffungen/Kosten
• Arbeitsaufwand/Zeit
• Nerven
• etc.
ersparen können.
Eine Vorgabe war vor allem den Klienten ihr Leben zu erleichtern, zu
verschönern, ihnen in vielen Bereichen behilflich zu sein und im Idealfall Sachen beibringen zu
können.
Die Applikation wird vorerst ausschliesslich für Android Geräte programmiert.
Als Hilfsmittel wird die Android SDK benötigt. Zusätzlich nutzen wir Eclipse als Editor und
programmiert wird in JAVA.
Bevor wir anfangen konnten, die einzelnen Funktionen zu programmieren, mussten wir genau
festlegen, wie diese aussehen sollen, was sie nicht beinhalten dürfen, was sie beinhalten müssen und
alle anderen Dinge die dabei berücksichtigt werden müssen.
Diese Anforderungen wurden aus allen
gesammelten Informationen extrahiert und stichpunktartig notiert. Sobald alle Anforderungen
festgelegt wurden, begannen wir Diagramme und genauere Konzepte zu entwerfen.
• Keine blinkenden, aufblitzenden Inhalte
• Farben, Sättigung, Kontrast, Helligkeit müssen anpassbar sein
• Töne müssen ein und ausschaltbar sein
• Stimmen müssen anpassbar sein
• Eigene Stimmen müssen verwendet werden können
• Hilfsmittel müssen originalgetreu umgesetzt werden
• Menüs und Funktionen müssen selbsterklärend sein
• Belohnungen müssen rein
• Jeder Benutzer bekommt seinen eigenen Account
• Klienten brauchen kein Passwort. Sie müssen ihren Namen eingeben
• Läuft ausschliesslich auf Android Systemen
• Smartphones und Tablets ab Android ver 3.X
• Bildkarten müssen die originalen Fotos aus der Tagesstätte verwenden
• Sprachausgaben können selbst eingestellt werden (Stimmen, Aussagen, etc. Wechseln)
• Alle Karten auf einmal sichtbar
• Aktuelle Karte muss gekennzeichnet sein (Gründer Rahmen)
• Erledigte Karten müssen gekennzeichnet sein (Rutschen runter)
• Sprachausgabe kommt, sobald Karte angeklickt wird
• Wenn alle Karten erledigt sind, muss das verdeutlicht werden (Das hast du gut gemacht)
• Inaktive Karten sind ausgeblendet. (Grau). Können nicht angeklickt werden
• Bildkarten können neue/eigene Bilder bekommen
• Es kann Text statt Bild angezeigt werden
• Standardmäßig auf Grün
• Ab X Dezibel auf Gelb, ab Y Dezibel auf Rot
• Bei Rot ertönt ein Alarmton
• Alarmton kann geändert werden – .mp3, .wav
• Dezibelgrenzen können selbst festgelegt werden
• Von überall aus aufrufbar
• Die einzelnen Stufen können mit Bilder und Tönen belegt werden
• Lautstärke kann geändert werden
• Weisse Zeichenfläche
• Verschiedene Pinselspitzen
• Verschiedene Pinselgrößen
• Verschiedene Farben
• Hintergrund kann gefärbt werden (Anstatt Weiss)
• Radierer
• Bilder können gespeichert werden
• Gespeicherte Bilder als Hintergrundbild und Karten verwendbar
• Fläche kann geleert werden
• Kann Sprachaufnahmen vornehmen
• Sprachaufnahmen können abgespeichert werden
• Gespeicherte Sprachaufnahmen können bei Bildkarten/Ampel/etc. verwendet werden
• Eigene Texte werden als Sprachausgabe wiedergegeben
• Lernprogramm (Buchstabieren, Lesen, etc.)
• Stimmen sind veränderbar
• Originalgetreuer Nachbau der Uhr aus der Tagesstätte
• Zeit wird in Sekunden/Minuten/Stunden eingestellt
• Verbleibende Zeit wird Rot markiert
• Alarmton bei Null
• Alarmton kann geändert werden
• Kann resetted werden
• Alle Aktivitäten auswählbar
• Bei bsp Spülen, wird das Kartenset Spülen aufgerufen
• Alle gewählten Karten werden untereinander dargestellt
• Chronologisch von Oben nach Unten
• Tagesabläufe können gespeichert werden
• Standardtage können erstellt werden
• Komplette Tagessets für einzelne Klienten erstellbar
• Es können gespeicherte Tagesabläufe geladen und verwendet werden
• Neue Aktivitäten können hinzugefügt werden (Zeichen/Soundeditor)
• Accounterstellung
• Beim erstellen wird ausgewählt ob Betreueraccount oder Klientenaccount
• Sämtliche Einstellungen können nur mit Betreuer Account verändert werden
• Betreuer müssen ein Passwort festlegen
• Name, Adresse, Telefon, Kontaktperson muss angegeben werden
• Vorlieben, wichtige Infos (Allergien etc.) können festgehalten werden
• Nur von Betreuern aufrufbar
• Sprachausgaben der Karten können geändert werden
• Bilder der Karten können geändert werden
• Alarmtöne können geändert werden
• Karten können mit eigenen Bildern belegt werden
• Sprachausgaben/Alarm können mit eigenen Aufnahmen belegt werden
• Sprachcomputer aufrufbar
Mit Hilfe aller Informationen der Anforderungsanalyse kann man sich nun genauere Vorstellungen
davon machen, wie die Funktionen und das komplette Programm am Ende aussehen sollen.
Um den Programmierern deutlich zu machen, was und wie sie programmieren müssen und vorallem
worauf sie zu achten haben und um allen Gruppenmitgliedern nochmal verbildlichen zu können,
worauf man hinarbeitet, wurden Konzepte und Diagramme entworfen.
Die Diagramme der Funktionen sind jeweils unter der zutreffenden Funktion ab Kapitel X zu finden.
Um vergleichen zu können, wie die Abfolge der einzelnen Schritte, sowohl mit Applikation als auch
ohne stattfinden und ob sich die Anzahl der Schritte unterscheidet, haben wir Use-Case-Diagramme
und Sequenzdiagramme erstellt.
Die Menüführung der Applikation wurde so simpel wie nur möglich gehalten.
Es ist zu erkennen, dass Klienten und Betreuer veschiedene Konten und somit auch verschiedene
Menüs haben.
So ist es, wie schon erwähnt, den Klienten nicht möglich, Änderungen an den
Profileinstellungen vorzunehmen. Betreuerprofile fungieren also sozusagen als Administrator Accounts
und jede Konfiguration muss von einem solchen Profil aus stattfinden.
Das Diagramm zeigt alle möglichen Zustände inklusive aller möglichen Wege. Es repräsentiert das Menü unserer Applikation.
Die Diagramme zeigen sämtliche Schriite, aller Beteiligten, jeweils mit und ohne Applikation.
Alle Schritte von Klient und Betreuer.
Mit Hilfe aller Diagramme und der Anforderungsanalyse, können nun die einzelnen Funktionen umgesetzt werden.
Jeder Klient hat seine ganz individuellen Ansprüche und Vorlieben. Dazu gehören auch Dinge, die
sie absolut nicht vertragen oder leiden können. So etwas könnte schon ganz banal die Farbe rot sein.
Um diese unerwünschten Zustände zu vermeiden und dem Klienten das Arbeiten mit der
Applikation so angenehm und komfortabel wie möglich zu gestalten, haben wir sehr umfangreiches
Benutzerprofil entwickelt.
Es ist möglich, so ziemlich jede Kleinigkeit anzupassen. Angefangen bei
den Bilder und Sounds, über Farben (Schwarz-Weiss, Sättigung, Helligkeit und Kontrast, etc.), bis
hin zum detailierten anpassen der einzelnen Funktionen.
Jeder Benutzer bekommt sein eigenes Profil, welches nach dem einloggen geladen wird.
Das Einloggen selbst geschieht einfach über die Eingabe des Namens des Benutzers.
Profile von Betreuern benötigen zusätzlich ein Passwort und sich einzuloggen.
Alle Benutzerprofile können nur innerhalb eines Administratorkontos geändert werden.
Dies bedeutet, dass ausschliesslich die Betreuer die einzelnen Profile bearbeiten und konfigurieren
können, um das Menü der Klienten so einfach wie möglich zu lassen und um
ungewollte Veränderungen zu vermeiden.
Bei der Erstellung eines neuen Benutzerprofils, muss angegebene werden, ob es sich um ein Profil
für einen Betreuer, oder für einen Klienten handelt.
Um in der Betriebnahme überhaupt ein Konto
erstellen zu können, wurde von uns ein Konto namens Admin mit dem Passwort Admin erstellt.
Natürlich können alle Angaben im Nachinein noch verändert/bearbeitet werden.
Dieser Menüpunkt ist, wie schon erwähnt, ausschliesslich über ein Adminkonto aufrufbar.
Von dort aus haben Betreuer Zugriff auf jedes angelegte Benutzerprofil und können es von dort aus
konfigurieren.
Hier ist es möglich, allen Karten neue Bilder und Töne zuzuordnen.
Zudem können von hier aus alle Bilder und Töne innerhalb der Datenbank bearbeitet werden.
Natürlich wird es oft laut innerhalb der Tagesstätte. Um den Klienten zu verdeutlichen, wann sie zu
laut sind, ist eine Art Ampel an der Wand aufgehängt. Diese Ampel schaltet auf Rot um zu
singalisieren, dass die Klienten sich leiser verhalten sollen.
Die Tagesstätte hatte eine elektronische
Variante, welche aber irgendwann defekt war, und da die Anschaffungskosten zu hoch sind, wird
momentan eine selbstgezeichnete Variante genutzt, bei der eine Wäscheklammer die entsprechende Farbe markiert.
Das bedeutet, dass ein Betreuer den Schieber
auf Rot schieben muss, sobald es zu laut ist. Bei der elektronischen Variante geschah das mit Hilfe
eines Lautstärkemessers natürlich automatisch.
Zusätzlich wurde im Falle, dass die Ampel auf Rot
schaltet, ein Ton ausgegeben.
Unsere Applikation arbeitet generell genau wie die elektronische Variante. Zusätzlich ist es
möglich, den Signalton indivduell anzupassen. So ist es auch beispielsweise möglich, einfach ein
Lied abspielen zu lassen, sobald die Klienten zu laut sind.
Umgesetzt wird die Messung der Lautstärke über das im mobilen Endgerät integrierte Mikrofon. Sind die
Boxen des Tablets nicht ausreichend laut, ist es natürlich möglich, das Tablet mit einer Anlage, bzw.
Boxen zu verbinden.
Die Ampel ist von überall aus der Applikation aufrufbar, über ein kleines Symbol in der rechten
oberen Ecke.
Momentan läuft es in der Tagesstätte so ab, dass die Betreuer mit Hilfe von Holzkärtchen, den
Klienten aufzeigen, was sie als nächstes tun sollen.
Schritt für Schritt. Wurde eine der Aufgaben
erledigt (Beispielsweise hat der Klient einen Kochtopf mit Wasser gefüllt), so wurde die Karte
umgedreht und auf der Rückseite war das gleiche Bild zu sehen, nur im durchgestrichenen Zustand,
um zu verdeutlichen, dass die Klienten diesen Schritt erfolgreich erledigt haben.
Danach wurde die
nächste Karte erledigt und immer so weiter. Es existiert nur eine einzige Holzkartentafel, wodurch
es nur möglich ist, mit jeweils einem Klienten zu arbeiten.
Zudem gehen solche Karten auch gerne
mal verloren, was lange Suchen und viel Zeitaufwand zur Folge hat.
All diese Nachteile sollen eliminiert und natürlich zusätzliche Vorteile realisiert werden.
Der Klient wird aufgefordert, die erste Karte, im grünen Rahmen, anzuklicken. Daraufhin ist eine
Sprachausgabe zu hören, welche dem Klienten nochmal Anweisungen gibt.
Die Sprachausgabe kann komplett an die Vorlieben des Klienten angepasst werden.
So ist es möglich, entweder eine Computerstimme zu wählen, oder die Sprachaufnahme von einer
Wunschperson aufnehmen zu lassen.
In den meisten Fällen wird eine zusätzliche Betreuung und
Hilfe eines Betreuers nicht verzichtbar sein, dennoch wird die Arbeit immens vereinfacht.
Hat der Klient den Schritt erledigt, so klickt er erneut auf das Kärtchen, woraufhin hin es nach
unten rutscht und als erledigt gekennzeichnet wird.
Die nächste Karte bekommt einen grünen Rahmen und der Vorgang wiederholt sich, bis die letzte
Karte erledigt wurde.
Ist die komplette Aufgabe abgeschlossen, wird dies durch ein Bild und eine
Sprachausgabe deutlich gemacht.
Mit einigen Klienten kann nur mit Hilfe von einem Sprachcomputer kommuniziert werden. Dabei
wird nochmals unterschieden, zwischen einem elekronischen Sprachcomputer und einem analogen.
Wobei der analoge eine einfache Holztastatur darstellt.
Der Klient zeigt auf einen Buchstaben und der Betreuer schreibt diesen Buchstaben auf ein Blatt
Papier. Diese Tastatur existiert auch in einem QWERTZ-Layout.
Mit Hilfe des digitalen Sprachcomputers ist es zudem möglich, das geschriebene als Sprachausgabe
ausgeben zu lassen.
Unsere Funktion besteht aus einem Texteditor mit integrierter Sprachausgabe.
Alle Texte und Sprachaufnahmen können gespeichert werden. So können auch eigene
Sprachaufnahmen für beispielsweise die Bildkarten aufgenommen werden.
Aufgerufen wird der Sprachcomputer über das Hauptmenü innerhalb eines Klienten Accounts.
Zudem ist er für Betreuer unter Buttons/Bilder/Sounds bearbeiten erreichbar.
Da Autisten kein klares Zeitempfinden haben und es somit schwer ist, ihnen eine Aufgabe mit
zeitlicher Einschränkung zu geben, ohne dass die Klienten regelmäßig nach der verbleibenden Zeit
fragen, haben wir eine Art Stoppuhr integriert.
Wir haben unsere Uhr, der Uhr aus der Tagesstätte,
genau nachgebildet. Auch hier kann der Signalton bei abgelaufener Zeit, selbst ausgesucht werden.
Viele der Klienten zeichnen und kritzeln gerne. Wir haben einen Zeicheneditor integriert, einfach
um den Konsum von Papier und Stiften und somit natürlich auch die Anschaffungskosten zu
reduzieren.
Zudem ist es möglich, Zeichnungen zu speichern und auch zu verwenden. Beispielweise
für ihre Bildkarten, als Profilhintergrund, oder Sonstiges.
Es stehen alle Farben und verschiedene
Strichbreiten zur Verfügung, sowie die Möglichkeit, den Hintergrund mit einem Klick in einer
Farbe nach Wunsch zu färben.
Eine der wichtigsten Funktionen unserer Applikation ermöglicht es, ein Kartenset für einen
individuellen Tagesablauf zu erstellen. Jede Karte repräsentiert dabei eine Unternehmung
(Spazieren gehen, Essen kochen, Mittagsschalf, etc.).
Einige Klienten benötigen einen solchen Plan, um ihren Tagesablauf bewältigen zu können.
Natürlich haben die Klienten am liebsten täglich den gleichen Ablauf, weswegen es bei unserer
Applikation auch möglich ist, erstellte Sets von Tagesabläufen abzuspeichern.
So könnte man theoretisch für jeden Tag ein Kartenset erstellen und erspart sich somit das täglich
neue Zusammenstellen der Karten.
Natürlich sind alle erstellten Kartensets jederzeit bearbeitbar, um beispielsweise eine Unternehmung
gegen eine andere auszutauschen, oder um Unternehmungen hinzuzufügen oder rauszunehmen.
Die Klienten der Tagesstätte sind es gewohnt, dass die Karten chronologisch von Oben nach Unten
aneinandergereit sind, weswegen es von uns auch entsprechend umgesetzt wurde.
Einige Karten, wie beispielsweise 'Kochen', beihnaltet wiederum ein eigenes Kartenset, welches
dann aufgerufen wird, sobald es an der Reihe ist, bzw. Als nächster Schritt ausgewählt wird.
Erstellt werden können die Sets wie folgt.
Semester 2
Im zweiten Semester unseres Studiums, hat sich die Gruppenkonstellation geändert.
Ein Mitglied wurde durch ein anderes, aus dem Bereich Pflege/Case Management ersetzt.
Unser neues Gruppenmitglied hatte auch direkt eine Idee, wie wir unser Projekt sinnvoll erweitern
können.
Was die Application betrifft, ist es so, dass wir im ersten Semester fast komplett auf die
Bedürfnisse der Kanner-Autisten (Frühkindlicher Autismus) eingegangen sind und wir uns nun im
aktuellen Semester mehr auf die Asperger Autisten eingehen wollen.
Zunächst hatten wir vor, für Menschen mit Asperger Syndrom, eine Funktion zu entwerfen, die den
Betreffonen helfen soll, Gesichtsausdrücke und Mimiken lesen und erkennen zu können.
Spezialisiert haben wir uns erstmal auf die Gesichtserkennung von Babies, um Aspergern, die
gerade Eltern geworden sind, zu helfen, die Mimiken ihres Kindes zu verstehen.
Im weiteren Verlauf werden wir auch weg von den Eltern, zu allgemeinen Problemem der Asperger
kommen. Um beispielsweise zu versuchen, ihre Fähigkeiten bezüglich Konversationen und
Gesprächen zu fördern.
Um die Mimiken der Babies deuten zu können, mussten wir uns erstmal bezüglich der
Grundemotionen informieren. Babies haben eigene Grundemotionen, sie sind sozusagen
zusammengefasst. Stress, Angst und starkes Umwohlsein beispielsweise ist zusammengefasst unter Distress.
Insgesamt besitzen Babies folgende Grundemotionen:
• Distress
• Ekel
• Erschrecken
• Interesse
• „Endogen wirkendes“ Wohlbehagen
Ein wirkliches Projektmanagement kam erst bei unserem Gruppentreffen am 11.06.2014 zustande.
Wir orientierten uns nicht explizit an einem Designmodell.
Wir haben für uns Phasen festgelegt, denen wir die einzelnen Aufgaben zuteilten.
Daraufhin haben die Aufgabenverteilung vorgenommen und
versucht, dass jeder in mindestens zwei Phasen tätig ist.
Auch wenn wir alle konstant miteinander Konakt hielten, haben wir jedem Gruppenmitglied einen
Schwerpunkt zugteilt.
Wir haben folgende 4 Projektphasen definiert:
Theoretische Grundlagen
Der erste Schritt des Projektes. Wir hatten uns bereits auf ein Thema geeinigt.
Weiterhin sammelten alle Informationen, die für uns von Bedeutung waren.
Als nächstes überlegten wir, wie man grob die Aufgaben unter uns verteilen kann und was der nächste Schritt sein wird und ob das geplante überhaupt
realisierbar ist.
Sozusagen die Phase vor der Planungsphase.
Anforderungsanalyse
Hier planten wir den genaueren Vorgang unserer Arbeit.
Was muss gemacht werden? Wer macht was, bis wann?
Das komplette Projektmanagement wurde hier durchgeführt. Auch genauere Anforderungsanalysen was einzelne Funktionen betrifft wurden erstellt.
Was benötigen wir alles? Konzepte und Diagramme, Designs werden erstellt, etc.
Implementierung:
In dieser Phase wird alles umgesetzt, was in der vorigen Phase geplant wurde.
Hier wurde programmiert, designed und praktisch gearbeitet.
Am Ende dieser Phase sollte etwas Greifbares und vor allem Testbares entstanden sein.
Testphase:
Bei der Testphase nahmen wir uns vor, was in der vorigen Phase erstellt wurde, zu testen.
Es wird geprüft, ob alles funktioniert, verständlich und vorallem Benutzerfreundlich ist.
Die Gruppe führte Usability-Tests durch und notierte alles, was ausgebessert werden muss.
Nach jeder Testphase wechseln wir in eine der anderen Phasen zurück.
Beispielsweise Programmierarbeiten oder Verbesserungen die das Programmieren implizieren, wechseln wir
erneut in die Implementierungsphase.
Jedes Gruppenmitglied hat seine Aufgaben in den verschiedenen Phasen bekommen.
Die meisten Punkte und Ziele wurden von uns allen gemeinsam besprochen, dennoch hat das Team versucht, jedem Gruppenmitglied einen Schwerpunkt zuzuteilen.
Schwerpunkte:
Birgit Planitz | Theoretischen Grundlagen, vor Allem zum Thema Autismus. Arbeitet mit Tomo zusammen. Stellt wichtige Informationen bereit, die unsere Applikation betreffen. Vorbereitung der Anforderungsanalyse. |
Tomislav Klaric | Schnittstelle zwischen den theoretischen Grundlagen und der Anforderungsanalyse. Bereitet alle, für unsere Funktionen relevanten, Informationen vor. Erstellt die Anforderungen an die einzelnen Funktionen (auf was muss geachtet werden, was darf nicht sein, etc.). |
Benjamin Göddel | Anforderungsanalyse. Entwürfe und Planung der Funktionen. Erstellen von Diagrammen und Konzepten. Dokumentation und Präsentation. Design der Oberfläche. |
Abdesslam Elkaddouri | Weiterverarbeitung aller Ergebnisse aus der vorigen Phase. Programmierung der Prototypen für die Tests und den Usability Test. Findet und beseitigt Fehler im Softwaredesign. Bringt Korrekturen für Funktionskonzepte, Diagramme, etc. |
Amine Bouhli | Entwicklung der finalen Applikation. Bekommt alle Informationen aus der Anforderungsanalyse. Stetiger Kontakt zu Abdesslam. |
Zudem haben wir beschlossen, uns mindestens ein- bis zweimal pro Woche zu treffen.
Da nicht mehr besonders viel Zeit übrig ist und wir alle ziemlich unter Hochdruck arbeiten, müssen wir uns regelmäßig absprechen, damit unsere Ausarbeitungen auch passen und am Ende nichts fehlt, oder sich überschneidet oder unstimmig ist.
Unsere Projektgruppe geht davon aus, dass Menschen mit Autismus (und hier im Speziellem mit dem
Asperger-Syndrom) wenn sie erwachsen werden - genauso wie ihre neurotypischen Artgenossen -
sich wünschen, eigene Kinder zu bekommen und diese selbständig zu versorgen.
Aufgrund der im
Folgenden beschriebenen Umstände ist es für Menschen mit ASS nicht selbstverständlich, ihre
Kinder eigenständig zu versorgen.
Hier soll das Assistenzsystem zur Unterstützung der Eltern-Kind-Bindung ansetzen.
Im ersten Schritt werden Grundlagen erörtert, welche ein Bild über die betroffenen Menschen
zeichnen.
Hieraus werden dann die Unterstützungsbedarfe entwickelt. Begrenzt wird die Thematik
auf den Bindungsaufbau zwischen Eltern und Neugeborenen bzw. Säuglingen.
Das ASSistence E-K-B soll betroffene Eltern dabei unterstützen, eine sichere Bindung zu ihrem Kind
aufzubauen – als Grundlage für die gesunde Entwicklung des Kindes.
Aus Erfahrungsberichten kann entnommen werden, dass dem Elternteil mit ASS oft ein
neurotypischer Elternteil in der Erziehung ihrer Kinder zur Seite steht.
Um aber eine größtmögliche
Eigenständigkeit für den betroffenen Elternteil zu erreichen, soll das zu entwickelnde
Assistenzsystem diesen ansprechen, um möglichst unabhängig in dieser verantwortungsvollen
Aufgabe zu sein.
In einer Gesellschaft, in welcher Gleichberechtigung und Inklusion gelebt werden, bedarf es keiner
Begründung, um sich mit der Unterstützung von Menschen mit besonderen Eigenschaften und
Fähigkeiten (wie den Menschen mit Asperger-Syndrom) zu beschäftigen.
Um die ethische Dimension und Wichtigkeit der Unterstützung unserer Zielgruppe zu
unterstreichen, soll an dieser Stelle ein Exkurs stattfinden. Dazu werden relevante Ausschnitte
wichtiger Dokumente zitiert:
Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung*
Artikel 23, Achtung der Wohnung und der Familie
*Quelle: Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
CHARTA FÜR MENSCHEN MIT AUTISMUS
Artikel 1: Das Recht von Menschen mit Autismus, ein unabhängiges und erfülltes Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten führen zu können;
Artikel 14: Das Recht von Menschen mit Autismus auf sexuelle und andere Beziehungen, Ehe mit eingeschlossen, ohne Ausbeu tung oder Nötigung.
Quelle: Autismus Europa (1992). Autismus Europa (Autism-Europe) ist ein internationaler Verein
mit der Zielsetzung der Verbesserung der Rechte von Menschen mit Autismus ihren Familien.
Die oben dargestellten Positionen verdeutlichen, dass es in unserer Gesellschaft nicht in Frage gestellt werden darf, dass Menschen mit Autismus Kinder bekommen. Es bedarf aber unter Umständen weitergehender Hilfen, damit sie Selbständigkeit in der Kindererziehung erlangen.
Das im ICD-10-Schlüssel F84.5 beschriebene Asperger-Syndrom zählt zu den tiefgreifenden
Entwicklungsstörungen. Es unterscheidet sich vom „frühkindlichen Autismus“ (F84.0) durch das
Fehlen einer Sprachentwicklungsverzögerung (Remschmidt, Kamp-Becker, 19).
Gawronski et al. sprechen diesbezüglich vom Fehlen einer klinisch eindeutigen, allgemeinen
Verzögerung der gesprochenen oder rezeptiven Sprache (ebd., 19). Laut Remschmidt und Kamp-
Becker (S. 20) sind bei 'Asperger-Kindern' „dagegen häufig Auffälligkeiten in der
Sprechstimme zu finden. Die Stimme wirkt oft monoton, blechern, eintönig und weist eine geringe
Modulation auf.“
Repetitive und stereotype Verhaltensmuster, wie sie häufig im frühkindlichen Autismus zu finden
sind, treffen auch auf Kinder mit Asperger zu, jedoch die typischen motorischen Manierismen sind
eher ungewöhnlich (Gawronski et al, 19).
Die Kriterien der sozialen Interaktion – und hierzu gehört die für unser Projekt wichtige
„Unfähigkeit, Blickkontakt, Mimik … Körperhaltung und Gestik zur Regulation sozialer Interaktion
zu verwenden“ (Gawronski et al, 18) – entsprechen den Diagnosekriterien des Frühkindlichen
Autismus nach ICD-10.
Die im DSM-IV genannte „qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion“ beschreibt, dass
Kinder und Jugendliche in ihrem nonverbalen Verhalten anderen gegenüber auffällig sind.
Sie
können emotional nicht mitreagieren, also auch nicht an Freude, Ärger oder Wut anderer
teilhaben (ebd., 19).
Eine Intelligenzminderung liegt bei Menschen mit Asperger-Syndrom nicht vor. Kinder mit
„Asperger“ sind dazu in der Lage, durch Anleitung und positive Verstärkung durch Erwachsene,
einfache soziale Regeln zu erlernen. Ähnlich einer Fremdsprache mit ihren Vokabeln können
Menschen mit „Asperger“ Elemente der sozialen Interaktion erlernen. Dies betrifft auch das
Erkennen und die Interpretation von Mimik und Gestik ihres Gegenübers. Welches durch Training
erlernt werden kann (ebd., 28).
Hierzu gibt es Trainingsprogramme für Kinder ohne
Intelligenzminderung, z.B. das Frankfurter Kommunikations- und soziale Interaktions-
Gruppentraining bei ASS (KOMPAKT) (ebd., 57). Auch an Erwachsene wenden sich Lernprogramme,
um die Defizite in der sozialen Interaktion zu minimieren. Diese basieren zum Teil auf dem Ansatz
der kognitiven Verhaltenstherapie. Gawronski et al stellen ihr Konzept in einem therapeutischen
Gruppenmanual vor (ebd.).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Diagnosekriterium „Soziale Interaktion“ ebenso
bei Frühkindlichem Autismus als auch beim Asperger-Syndrom zutrifft. Da es keine allgemeine
Verzögerung der gesprochenen und rezeptiven Sprache und kognitiven Entwicklung gibt, können
Kinder einen großen Teil der nicht vorhandenen Fähigkeiten in der sozialen Interaktion
kompensieren. Dies führt dazu, dass das Asperger-Syndrom häufig erst im Jugendalter oder im
Erwachsenenalter diagnostiziert wird.
Folgende Darstellung soll die Unterscheidungskriterien zwischen frühkindlichem Autismus und
Asperger-Syndrom noch einmal visualisieren:
Quelle: nach Hollander et al., 1998
Innerhalb der Klassifikation der Autismus-Spektrum-Störungen nimmt das Asperger Syndrom einen
Sonderstatus ein. Frith vermutet, dass es nicht absehbar ist, ob sich das Syndrom irgendwann
„selbständig“ machen und eine eigene Entwicklungsstörung bezeichnen wird. Vielmehr ist es unter
Umständen gar keine Störung, sondern eher ein Persönlichkeitstyp (Frith, 65).
Aus dem Grund der Vermeidung einer Vermischung von Merkmalen bei den Nutzern in der
Entwicklungs- und Testphase unseres Produktes, legt sich die Projektgruppe im 2. Fachsemester
auf Menschen mit Asperger-Syndrom fest.
Autismus wurde „…erst in den 1940-er Jahren entdeckt und Anfang der 1990-er Jahre bekannt,…“
(Frith, 67). Durch die Popularität von Autismus und erweiterte Diagnosekriterien innerhalb der
Autismus-Spektrum-Störungen werden heute mehr Menschen mit diesem Bild diagnostiziert
(Frith, 67-70).
Durch entsprechende mediale Aufbereitung, z.B. durch den Kinofilm 'Rain Man' (mit
Dustin Hoffmann und Tom Cruise) findet Autismus auch in der Öffentlichkeit mehr Beachtung.
Hinzu kommt, dass durch den erhöhten Bekanntheitsgrad der ASS in ärztlichen Praxen (z.B.:
Pädiatrie und Allgemeinmedizin, d. Verf.) immer mehr Menschen auch mit einer „milden“ Form
des Autismus diagnostiziert werden, aber auch Menschen mit einer durchschnittlichen als auch
überdurchschnittlichen Intelligenz (ebd., 69).
Diesen Umständen ist es geschuldet, dass die Prävalenzraten von ASS in den letzten Jahrzehnten
rapide angestiegen sind.
Das Asperger-Syndrom wurde erst 1992 in die ICD-10 und 1994 in das DSM-IV aufgenommen. Erst
dadurch wurde die Störung international bekannt und Gegenstand epidemiologischer Forschung
(Remschmidt, Kamp-Becker, 26).
Beide Autoren analysierten Daten aus sechs epidemiologischen Studien aus den Jahren 1998 bis
2000 zu Autismus und Asperger-Syndrom. Ihr Ergebnis zeigt, dass die Zahlen zwischen den Studien
teils stark schwanken. Grund hierfür sind wohl die unterschiedlichen Kriterien, welche der
Diagnosestellung zugrunde liegen (Vergl. Gawronski et al, 19). Die Autoren wagen eine
Zusammenfassung der Prävalenzraten und kommen zu einem Verhältnis von 590:111 Kindern, was
einer Relation von Autismus zu Asperger-Syndrom von 5,3 entspricht.
Frith beschreibt die Prävalenzrate von ASS auf 1% an der Gesamtbevölkerung aufgrund einer
britischen Studie von 2006 (Frith, 71).
Im Folgenden soll eine Hochrechnung für Deutschland gewagt werden:
Im Jahr 2010 hatte Deutschland 81.751.600 Einwohner. (Statistisches Bundesamt, 2012 a, 10).
Dies entspräche einer Zahl von 817.516 Autisten insgesamt.
2010 gab es in der BRD 18.4 Mio. Frauen im gebärfähigen Alter (Statistisches Bundesamt, 2012 b,
8).
Mittels o.g. Autismus-Quote ergeben sich daraus insgesamt 184.000 Frauen mit Autismus.
Davon sind dann rein rechnerisch 34.617 Frauen im gebärfähigen Alter vom Asperger-Syndrom
betroffen.
Diese Rechnungen sind im wissenschaftlichen Sinne natürlich nicht zulässig, sollen aber
mangels konkreten Zahlenmaterials ein ungefähres Ausmaß der quantitativen Relevanz der
Thematik widerspiegeln. Weiter muss Berücksichtigung finden, wie viele Frauen mit Asperger-
Syndrom tatsächlich Kinder bekommen. Hierüber gibt es keine Daten. Hinsichtlich der
quantitativen Relevanz der Thematik bewegt sich die Projektgruppe auf rein hypothetischem
Gebiet. Auch in Bezug auf Männer mit Asperger, welche Kinder bekommen, gibt es keine Daten.
Die Autismusforscherin Uta Frith formuliert dies: „Inzwischen wissen wir, dass aus autistischen
Kindern autistische Erwachsene werden“, (Frith, 46). Gleichzeitig macht sie darauf aufmerksam,
dass sich Autismus nicht „auswächst“: „… meist werden aus Kindern mit Problemen Erwachsene
mit Problemen.“ (ebd., 53).
Folglich wird ein Mensch mit Autismus, welcher per se Schwierigkeiten
damit hat, sich an eine neue Situation zu gewöhnen, auch Unterstützung benötigen, wenn er ein
Kind bekommt. Dies ist schon für neurotypische Menschen eine Herausforderung und wird aus
verständlichen Gründen aus familiensystemischer Perspektive als „Krise“ bewertet.
Eine kontinuierliche, feinfühlige elterliche Fürsorge ist Voraussetzung für die seelische Gesundheit
eines Kindes. Der gelungene Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind ist für das Kind
(über-)lebensnotwendig.
Bindung gibt Sicherheit und schützt gegen Stress.
Eine Bindung besteht jedoch noch nicht bei der Geburt, sondern entwickelt sich erst im Laufe des
ersten Lebensjahres.
Das Neugeborene initiiert durch sein Verhalten Bindungsbereitschaft beim Erwachsenen:
• Bewegung
• Laute (insb. Schreien)
• Mimik
• (Hautfarbe)
(Grossmann, 67f)
Ein neurotypischer Erwachsener kann diese Signale interpretieren und darauf reagieren.
Ein besonders für unseres Projekt wichtiges Diagnosekriterium (analog ICD-10) des Frühkindlichen
Autismus (welches in gleicher Weise auf das Asperger-Syndrom zutrifft) ist der „Mangel an sozioemotionaler
Gegenseitigkeit, die sich in einer Beeinträchtigung oder abweichenden Reaktion auf
die Emotionen anderer äußert; …“ (Gawronski et al, 18).
„Die 'Theory of Mind' beschreibt die Fähigkeit, anderen Menschen mentale Zustände wie
Gefühle, Gedanken, Überzeugungen, … , zuzuschreiben, um das Verhalten anderer Personen
vorhersagen und erklären zu können.“ (ebd., 24)
Genau diese Fähigkeit ist vonnöten, um das
Wohlergehen eines Neugeborenen sicherstellen zu können. Und da ein Baby noch nicht über die
Fähigkeit der Sprache verfügt, muss es über die vorhin genannten Merkmale auf seine Bedürfnisse
aufmerksam machen.
Um die eben genannte Fähigkeit, Bedürfnisse und Absichten eines Menschen zu „dechiffrieren“,
überhaupt entwickeln zu können, muss die Fähigkeit vorhanden sein, Mimik und Gestik anderer
interpretieren zu können. Aber genau hier haben Menschen mit Autismus ein Kernproblem.
Durch die kognitive Kompensation können aber Personen mit hochfunktionalem Autismus wie
„Asperger“ nonverbale Signale wie die Worte einer Fremdsprache erlernen. (Gawronski et al, 28)
Dies würde bedeuten, dass Zeichen, die ein Baby über seine Mimik oder aber auch über seinen
Körper sendet, systematisch erlernt werden könnten.
Girsberger beschreibt ein Diagnosekriterium von Atwood zur Klassifizierung von Asperger
folgendermaßen: „Die Empathiefähigkeit entspricht nicht dem intellektuellen Niveau.“ (Girsberger,156)
Durch gezielte und der Situation angepasste Lernprogramme können Menschen mit
hochfunktionalem Autismus wie „Asperger“ aber auf intellektueller Ebene gewisse Fähigkeiten
erlernen, das, was ein anderer Mensch an Signalen sendet, zu interpretieren.
Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass es nicht so ist, dass der Betroffene nichts
fühlt. Er muss lange und intensiv das erlernen, was neurotypische Menschen durch ihre
empathischen Fähigkeiten quasi „automatisch“ können: Gefühle anderer Menschen zu erkennen
und adäquat darauf zu reagieren.
Ein Unterstützungsbedarf im Bindungsaufbau ist von theoretischer Seite aus durch die nicht oder
vorhandene Theory of Mind klar zu identifizieren. Wie diese Unterstützung letztendlich aussieht,
ist von der jeweiligen Familie abhängig. Es hängt vom Grad der Ausprägung der
autistischen Merkmale ebenso ab, wie von der Kompensation durch den anderen Elternteil.
Eine personenunabhängige Möglichkeit ist das Erlernen der Emotionsausdrücke mittels einer
Lernsoftware. Dies berücksichtigt die Technik-Affinität von Menschen mit Autismus. Und hier kann
der Betroffene in seinem eigenen Lerntempo agieren.
Zusätzlich zu einem Computer- oder
Smartphone-gestützten Lernprogramm sollten Betroffene im Gesamtkontext rund um
Schwangerschaft und Geburt von einer mit dem Asperger-Syndrom vertrauten Hilfeperson, z.B.
einer Familiengesundheitshebamme begleitet werden.
Der Ansatz, in einer Lernsoftware die Emotionen eines Babys mittels unterschiedlicher
Wahrnehmungskanäle zu erlernen, scheint sinnvoll. Girsberger beschreibt die Besonderheiten der
autistischen Wahrnehmung so: „Einzelheiten bzw. Details werden bevorzugt wahrgenommen, dies geschieht
auf Kosten der Erfassung des Gesamtzusammenhangs, in welchem diese Einzelheiten stehen.“
(Girsberger, 31)
Und: „Der Benutzung eines einzigen Sinneskanals (z.B. Hören der Sehen) wird der
Vorzug gegeben im Gegensatz zum gleichzeitigen Benutzen zweier oder mehrerer Kanäle (Hören
und Sehen gleichzeitig).“ (ebd.)
Durch eine Lern-Software, die die Wahrnehmungsfähigkeiten der Betroffenen berücksichtigt, sollte
ein größtmöglicher Lerneffekt entstehen.
Um der Komplexität der Ursachen des Emotionsausdruckes eines Babys gerecht zu werden, könnte
– oder sollte – eine weitere Funktion eingerichtet werden. Hier liegt die Idee nahe, kurze
Schilderungen des Situationskontextes zu schreiben, dem dann das entsprechende Bild (Mimik)
bzw. Audiodatei (Schreien, Lachen o.ä.) zuzuordnen wäre. So wäre ein weiterer notwendiger
Schritt hin zum komplexen Verständnis des Kindes gemacht.
Im strengen Sinne lassen sich beim Säugling keine Emotionen, sondern nur Vorläuferemotionen
finden. Alternativ kann man von teils reflexhaften Ausdrucks- und Körperreaktionen sprechen.
Diesen sind (noch) keine Bedeutungen zuzuschreiben (Holodynski, 87).
Erst in der Interaktion mit
der Bindungsperson wird den Ausdrucksformen des Kindes Bedeutung zugeschrieben. Dies
verdeutlicht einmal mehr die Wichtigkeit, dass die Bindungsperson dazu in der Lage sein muss, die
Ausdrucksweise des Kindes zu interpretieren und dem Kind ihrerseits Signale zu übermitteln; mit
dem Ziel, dass das Kind den eigenen körperlichen Reaktionen angemessene Bedeutung zuordnet.
Es lassen sich beim Neugeborenen fünf Vorläuferemotionen beobachten, diese sind international
identisch:
• Distress,
• Ekel,
• Erschrecken,
• Interesse
• „endogen bewirktes“ Wohlbehagen.
Diese Emotionen lassen sich zum einen anhand der Mimik erkennen, zum anderen auch an der
Körperspannung und dem Kontext der Situation interpretieren.
Über die o.g. Vorläuferemotionen hinaus ist es für „frisch gebackene“ Eltern wichtig, auf das für
das Kind (neben der körperlichen Nähe) wichtigste Bedürfnis - dem Hunger - eingehen zu können.
Voraussetzung hierfür ist die Identifikation der Hungerzeichen.
Sogenannte „frühe“ Hungerzeichen:
• Suchen
• Saugbewegungen
• Motorische Aktivität
• Angespannte Körperhaltung
Wenn seitens der Mutter nicht auf diese frühen Zeichen eingegangen wird, tritt das späte
Hungerzeichen ein: Das Schreien.
Angenommen, die frühen Hungerzeichen werden „verpasst“ bzw. nicht erkannt, hat das zum Teil
schwerwiegende Folgen für die Stillbeziehung von Mutter und Kind. Die daraus resultierenden
gesundheitlichen Risiken stehen jedoch auf einem anderen Blatt, dies hier an dieser Stelle zu
diskutieren, würde den Rahmen des Projektes sprengen.
Das Erkennen der frühen Hungerzeichen gibt den Eltern durch das frühe Eingehen auf das
Bedürfnis nach Nahrung (unabhängig von der Ernährungsform) die Möglichkeit, dass das Kind auch
durch diesen Faktor eine sichere Bindung aufbaut (Entwicklung von Urvertrauen): Durch das
Vermeiden von Hunger wird dem Kind Stress und Angst erspart - eine der wichtigsten Funktionen
einer Bindungsperson.
Es wäre eine weitere mögliche Funktion der Lernsoftware, die frühen Hungerzeichen
aufzunehmen.
Im Moment sprechen die theoretischen Ausführungen dafür, dass in jedem Fall die
Vorläuferemotionen des Kindes in die Lernsoftware als Bild zur Dechiffrierung der Mimik
aufgenommen werden.
Gemessen an unserer systemischen Emotionsdefinition lassen sich beim Neugeborenen im
strengen Sinne keine Emotionen, sondern nur Vorläuferemotionen ('precursor emotions', Sroufe
1996) finden, an denen die interpersonale Regulation ansetzen kann. Diese werden durch absolute
physikalische Reizschwellen und nicht durch eine Bedeutungszuschreibung ausgelöst (vgl. aber
Soussignan u. Schaal 2005).
Die Ausdrucks- und Körperreaktionen sind noch nicht auf den
Emotionsanlass und situativen Kontext hin abgestimmt und zum Teil reflexhaft. So konnten
Erwachsene den mimischen Ausdruck von Neugeborenen, den man in fünf emotional
unterschiedlichen Situationen videografiert hatte (vor dem Stillen, erzwungene Bewegung, im Arm
der Mutter, von der Mutter wegnehmen, Spritze geben), nur nach den globalen Dimensionen
Aktivation und Valenz korrekt einstufen, nicht aber bezüglich der Situation oder der spezifischen
Emotionsqualität (Galati u. Lavelli 1997).
Indem allerdings die Bezugsperson die noch ungerichteten kindlichen Ausdrucks- und
Körperreaktionen motivangemessen deutet, sie in ihrem eigenen Ausdruck in Form prägnanter
Ausdruckszeichen spiegelt und prompt mit motivdienlichen Bewältigungshandlungen reagiert,
vervollständigt sie die kindlichen Vorläuferemotionen zu funktionsfähigen motivdienlichen
Emotionen.
Die Ausdrucks- und Körperreaktionen des Säuglings im Zusammenspiel mit den
Deutungen, Ausdruckszeichen und Bewältigungshandlungen der Bezugsperson bilden eine
präadaptierte interpersonale Einheit.
Beim Neugeborenen lassen sich die Vorläuferemotionen
• Distress,
• Ekel,
• Erschrecken sowie
• Interesse und
• „endogen bewirktes“ Wohlbehagen ('endogeneous pleasure')
konsistent beobachten (vgl. Izard 1978). Dabei dienen die ersten drei Vorläuferemotionen im
Wesentlichen dazu, bedürfnisbezogene Mangelzustände bzw. Beeinträchtigungen der körperlichen
Unversehrtheit zu signalisieren, während Interesse und Wohlbehagen dem Aufbau psychischer
Repräsentationen der externen und internen Umwelt dienen (Sroufe 1996).
Distress ist eine anfänglich motivunspezifische Emotion, deren Anlass ein Mangelzustand ist, wie z.B.
Mangel an Nahrung, an körperlicher Unversehrtheit (Unterkühlung, Schmerz, Überstimulation)
oder an externaler Stimulation (Körperkontakt, sensorische Anregung).
Die charakteristische
Ausdrucks- und Körperreaktion ist ein langsam sich steigerndes, ungerichtetes Schreien mit
quadratisch geöffnetem Mund und geschlossenen Augen, dem motorische Unruhe vorausgeht.
Die
Schreiqualität enthält zunächst keinen Hinweis auf den Emotionsanlass (Lester 1984; Malatesta,
1981b; Papoušek 1989).
Sie hat ausschließlich eine Zeichenfunktion für die Bezugsperson:
Aufgrund seiner motorischen Unreife ist der Säugling darauf angewiesen, die Bezugsperson auf
seine Bedürftigkeit aufmerksam zu machen. Entsprechend erlebt die Bezugsperson das Schreien
des Säuglings als einen an sie gerichteten Hilfeappell.
Es löst messbare psychophysiologische
Erregung aus (Boukydis u. Burgess 1982) und die Bereitschaft, die Ursache des Schreiens zu finden
und zu beheben, sowie eine Reihe von intuitiven Handlungen, die das Ziel haben, den Säugling zu
beruhigen (Papoušek 1990).
Demnach bilden das Schreien eines Säuglings als Hilfeappell und das
Gefühl der Bezugsperson, dem Hilfeappell Folge leisten zu müssen, eine präadaptierte Einheit.
Ekel kann durch einen bitteren (Steiner 1977) oder sauren Geschmack (Fox u. Davidson 1984, p.
365) ausgelöst werden (vgl. auch Rosenstein u. Oster 1988; Soussignan u. Schaal 2005).
Die
reflektorische Basis ist der Würgereflex (Fridlund 1994). Die charakteristische Ausdrucksreaktion ist
das Senken der Unterlippe, das Hochziehen der Oberlippe und das Naserümpfen, die beim
Ausspeien durch das Öffnen des Mundes und das Vorstrecken der Zunge hervorgerufen werden
(vgl. Izard 1979, p. 73).
Die intrapersonale Funktion dieses Ausdrucks ist instrumentell und dient
dem Ausspeien ungenießbarer Nahrung. Der Ekelausdruck kann allerdings von der Bezugsperson
auch als Zeichen interpretiert werden, z. B. mit dem Füttern aufzuhören oder eine andere Speise
zu wählen.
Erschrecken erfolgt insbesondere beim Verlust des Körpergleichgewichts, aber auch auf andere
plötzliche und starke Reizveränderung wie z. B. plötzlicher Krach.
Die refl ektorische Basis des
Erschreckens ist der Moro-Schreckreflex in Form eines Zusammenzuckens, dem Prechtl (1993) zwar
keine instrumentelle Funktion mehr zuordnet, der aber Zeichenfunktion für die Bezugsperson hat.
Die Schreckreaktion für sich genommen kann man eher als Reflex klassifizieren (vgl. Ekman et al.
1985).
Sie ist aber Ausgangspunkt für die Emotion Furcht (Sroufe 1996).
Bleibt die starke
Reizveränderung bestehen, wie z. B. beim plötzlichen Eintauchen in Wasser beim Baden, treten
charakteristische Ausdruckszeichen von Furcht hinzu, wie z. B. ein Aufreißen der Augen als Zeichen
von Sympathikotonie, ein A-förmiger Mund und Fäusteln (Papoušek u. Papoušek 1999, S. 151).
Bei
anhaltender Überstimulation geht die Reaktion in Distress bzw. Schreien über.
Interesse kann man als eine motivspezifische Emotion ansehen, die durch Neuartigkeit externer
Stimulation ausgelöst wird und der Suche nach Kontingenzen in der Wahrnehmung der Umwelt
dient.
Diesem aktiven Explorationsverhalten wird eine eigenständige motivationale Basis
zugesprochen, nämlich die Neugiermotivation (Hunt 1965).
Auch hierbei ist die »Neuartigkeit« der
Stimulation zunächst an physikalische Reizeigenschaften gebunden, und zwar an solche, die
markante sensorische Kontingenzen hervorrufen.
Hierzu zählt insbesondere das »sprechende« und
sich langsam bewegende Gesicht einer Person, während sie das Kind auf dem Arm hält (Langsdorf
et al. 1983).
Die reflektorische Basis des Interesses ist der Orientierungsreflex (vgl. Sokolov 1963).
Die charakteristischen Ausdrucksreaktionen sind Hinwendung zur Reizquelle, visuelle Fixierung,
Hemmung ungerichteter motorischer Aktivität und zuweilen ein geöffneter Mund (Langsdorf et al.
1983).
Diese Ausdrucksreaktionen haben die instrumentelle Funktion, die sensorischen Systeme
für die Analyse des Neuen zu öffnen.
Ihre semiotische Funktion besteht darin, dass sie der
Bezugsperson Aufnahmebereitschaft für Stimulationen signalisieren (Malatesta u. Wilson
1988).
Der Zustand des Interesses und die Anleitung durch Bezugspersonen ist für den Aufbau
psychischer Repräsentationen der internen und externen Umwelt äußerst bedeutsam. Sroufe
(1996) hat in seiner Spannungsmodulationstheorie ('tension modulation hypothesis') ein Modell
vorgelegt, wie Interesse, Wohlbehagen und Distress zusammenspielen, um mit Hilfe der
Bezugsperson psychische Repräsentationen aufzubauen. Danach erzeugt jede Verarbeitung
neuartiger Stimulation neben den bereits aufgezählten Reaktionen auch eine Anspannung (vgl.
Berlyne 1969), die im Grenzbereich noch tolerierbarer Stimulation auch zu einer Erhöhung des
Muskeltonus führt.
Papoušek (1967) berichtet, dass operantes Lernen von Säuglingen auch mit
erhöhter Anspannung und Fäusteln einhergeht, bevor sie eine Reiz-Reaktions-Kontingenz
aufbauen. Motorische Unruhe und Anspannung signalisiert Bezugspersonen den Grenzbereich
externer Stimulation mit dem Appell, die Stimulation zu begrenzen, bevor sie in Distress übergeht.
Kann hingegen der Säugling die Stimulation assimilieren, hat dies Entspannung zur Folge, die mit
einem Lächeln verknüpft ist: Wohlbehagen und Lächeln.
Die Frage, ob Neugeborene bereits mit der Emotion Wohlbehagen reagieren können, wird kontrovers diskutiert.
Denn im Unterschied zu den anderen hier angeführten Vorläuferemotionen gibt es beim Wohlbehagen
keine Koinzidenz zwischen der emotionstypischen Ausdrucksreaktion, dem Lächeln, und einem
externen beobachtbaren Anlass.
Das Lächeln tritt beim Neugeborenen während des REM-Schlafs
auf (Emde u. Koenig 1969).
Fogel und Thelen (1987) ziehen daraus den Schluss, dass das Lächeln
noch funktionslos und noch nicht systematisch mit Motivationszuständen assoziiert sein dürfte.
Sroufe (1996) gibt demgegenüber mit seiner Spannungsmodulationshypothese eine Erklärung, die
die bestehenden Theorien und Befunde zum Lächeln und Lachen (vgl. Rauh 1995) zu einer
konsistenten Theorie zusammenführen kann.
Quelle: Manfred Holodynski Emotionen – Entwicklung und Regulation
Um die Funktion am Ende umsetzen zu können, bedarf es einiger Planung.
Bei unserem ersten Entwurf war es so gedacht, dass man zuerst die Wahl hat zwischen Frauen,
Männern, Kindern und Säuglingen hat. Wählt man eine Kategorie aus, so erscheint ein
Auswahlfenster mit 4 verschiedenen Personen dieser Kategorie. Wählt man nun eine der Personen
aus, so erscheint eine Sammlung aller Bilder und Emotionen dieser Person. Wählt man jetzt
wiederum eines der Bilder aus, so erscheint ein neues Fenster, mit dem Foto in groß, inklusive
einer Beschreibung, den möglichen Gründen und „Lösungsvorschlägen“.
Zusätzlich ist es möglich ein Soundfile abzuspielen und es werden ergänzend textlich Tipps
gegeben, über Anzeichen der jeweiligen Emotion, weshalb das Kind diese Emotion erleben könnte
und was man gegebenfalls dagegen unternehemn kann/sollte.
Durch unsere Funktion erhoffen wir uns, dass Asperger sich die Emotionen einprägen und so auch
erlernen können.
Mit Hilfe aller uns vorhandenen Informationen, haben wir begonnen die Anforderungsanalyse zu
erstellen. Diese wird aktuell natürlich weiterhin bearbeitet und erweitert.
Aktuell :
• Zu jedem Bild :
• Jede Emotion muss vorhanden sein
• Verschiedene Tonaufnahmen zu allen Emotionen
• Wie bei allen anderen Funktionen, muss sie komplett anspassbar sein
• 4 verschiedene Bilder von 4 verschiedenen Babies pro Grundemotion
Um zu planen, wie die Funktion aufgebaut sein soll/muss, haben wir, unter Berücksichtigung der
Anforderungen, verschiedene Diagramme erstellt.
Im Nachhinein stellte sich für uns heraus, dass Kleinkinder nicht über alle der Grundemotionen
verfügen, oder sogar eigene Grundemotionen haben (04.06.2014). Wir konzipierten die komplette
Funktion um und bauten die entsprechenden Emotionen mit ein.
Die Funktion ermöglicht erstmal die Auswahl zwischen Babies, Kindern und Erwachsenen.
Wählen wir nun Babies aus, so stehen uns alle Grundemotionen zur Verfügung.
Wird eine Emotion ausgewählt, so erscheinen 4 Bilder von 4 verschiendenen Babies, welche
gerade diese Emotion erleben. Beispielsweise wählen wir Distress und sehen Bilder von weinenden
und gestressten Babies.
Um die Gesichtserkennung gezielt erlernen und verinnerlichen zu können, haben wir entschlossen
eine Art Quiz einzubauen. Dabei werden dem Benutzer Bilder von den Gesichtsausdrücken gezeigt
und er muss die dazugehörige Emotion nennen.
• Bilder können auf Kategorien beschränkt werden (Frauen, Männer, Kinder, Säuglinge)
• Bilder aus allen Kategorien möglich
• Es werden 15 Bilder abgefragt
• Pro richtiger Antwort bekommt man 3 Punkte
• Bei einer falschen Antwort werden 3 Punkte abgezogen
• Der Punktestand wird am Ende angezeigt und abgespeichert
• Die 10 besten Ergebnisse werden am Ende der Runde in einer Liste angezeigt
• Ergebnisse werden unter dem Namen des aktiven Profils abgespeichert
• Die Liste besteht aus den Ergebnissen aller Profile
Erneut wurden unter Berücksichtigung der Anforderungen, verschiedene Diagramme erstellt.
Spielablauf / Spielregeln
• Quiz wird vom Hauptmenü der Funktion 'Gesichtserkennung' aufgerufen • Kategorien auswählen, die in das Quiz einbezogen werden sollen • Regeln / Spielanleitung werden angezeigt • Durch das Antippen des Bildschirms startet das Quiz • Das erste Foto mit allen möglichen Antworten erscheint • Benutzer tippt die Emotion an • Richtige Antworten leuchten Grün, falsche Antworten leuchten Rot • Sind alle Fotos erledigt, erscheint die Highscore Liste • Es wird gefragt, ob man erneut spielen möchte • Falls Ja, kommt man erneut in die Auswahl der Kategorien • Falls nicht, kommt man in das Hauptmenü der Funktion 'Gesichtserkennung'
===== 10. Protokoll =====
Gruppentreffen 20.05.2014
Erstes Treffen mit Birgit. Wir beschlossen ein komplett neues Thema mit einzubauen.
Es geht darum, autistischen Eltern zu helfen, die Mimiken und „Aussagen“ ihres Neugeborenen zu
erkennen, um auf dessen Bedürfnisse eingehen zu können.
Gruppe bespricht Anforderungen. Benjamin soll Funktionsdesign entwerfen, Salim baut daraus
einen Prototyp. Tomo und Birgit sammeln Informationen und schreiben.
Gruppentreffen 04.06.2014
Treffen war nicht vollzählig. Es kam zu Unstimmigkeiten, die dringend besprochen werden müssen.
Birgit brachte Informationen mit, aus denen wir schliessen konnten, dass wir die Emotionen
ändern müssen, da Babies eigene Grundemotionen besitzen. Wir haben festgelegt, uns alle 1
Woche später zu treffen.
Gruppentreffen 11.06.2014
• Aktuelle Version des Prototypen wurde begutachtet.
• Wir haben den kompletten Projektplan neu entworfen. Die einzelnen Aufgaben wurden
neu eingegliedert und die Aufgaben wurden definierter verteilt. Alle Unstimmigkeiten wurden beseitigt.
• Wir haben entschieden, den Punkt 'Was könnte helfen', von den Karten zu entfernen.
Grund dafür ist, dass es niemals eine pauschale Lösung gibt und wir nicht die
Verantwortung über ein Wohlempfinden eines Menschens auf uns nehmen können/wollen.
——Zeichnung vom Treffen—-